Hotel Steineggerhof

Neuer Mitarbeiter im Steineggerhof

31.07.2018

Hotel
Schlagwörter: Mitarbeiter
Die Geschichte eines Flüchtlings

"Ob ich in Libyen bleibe oder über das Mittelmeer fahre machte keinen Unterschied, meine Überlebenschance lag immer bei 50 %"


Als Peter (im Bild links) uns von der Liebe seines Lebens erzählte, wussten wir, dass er unser Team bald verlassen würde. So haben wir uns nach Ersatz umsehen müssen. Seit kurzem sind in Steinegg sechs Flüchtlinge untergebracht und wir hatten bereits vor, einen von ihnen als Praktikant aufzunehmen. Dies war leider aus bürokratischen Gründen nicht möglich. Nun konnten wir schlussendlich einem der Flüchtlinge eine Saisonsstelle anbieten.

Wasiu ist 27 Jahre alt und stammt aus Benin City, Nigeria. Schon während seiner Schulzeit half er immer fleißig im Betrieb seines Vaters mit und erlernte das Handwerk des Goldschmiedes. Nach dem Abschluss seines Studiums in Business Education stieg er für kurzer Zeit in den Familienbetrieb ein, in dem auch seine drei Geschwister arbeiten.
Sein Vater erkrankte unglücklicherweise am Grauen Star und konnte seinen Kindern das Handwerk nicht mehr beibringen.
Wasiu war sehr bestrebt das Handwerk des Goldschmieds noch besser zu lernen und wechselte in einen anderen Betrieb. Dort wurde Gold gestohlen, alle Mitarbeiter wurden von der Polizei misshandelt und mussten sogar um ihr Leben fürchten. So entschied er sich dazu, das Land zu verlassen. (Man muss wissen, dass in Nigeria ein Menschenleben nicht viel wert ist.)
In Libyen wollte Wasiu seinen eigenen Betrieb eröffnen. Immer wieder hatte er gehört, dass Libyer Schmuck und Gold lieben: der perfekte Ort für einen Goldschmied. Von seinem Vater erhielt er Geld um seinen Plan, eine eigene Goldschmiede zu eröffnen, verwirklichen zu können und im Juni 2016 startete er nach Libyen. Dorthin zukommen war einfach: er brauchte keinen Führerschein, um mit einem Auto dorthin zufahren und der Weg war zwar lang, aber leicht zu schaffen.
Von den politischen Unruhen in diesem Land hat ihm aber niemand erzählt.
In Libyen blieb er nicht lange, rund fünf Wochen hielt er sich in diesem Land auf. „Wenn dir jemand gesagt hat, du sollst dich auf den Boden hinsetzten, hast du es gemacht. Hat dir jemand gesagt, du sollst aufstehen, hast du es gemacht. Sonst hättest du nicht überlebt. Ich habe mir ein wunderschönes Land vorgestellt, ich habe so viele tolle Sachen gehört, und dann erlebt man so viele unmenschliche Dinge. Alle Menschen laufen mit Waffen durch die Gegend. Niemand hilft dir, alle sind auf sich alleine gestellt.“ 
Europa war nie sein Ziel, aber nach Hause gehen konnte und wollte er nicht mehr. In Libyen bleiben wollte er auch nicht. Schlepper boten an, ihn für eine hohe Summe Geld sicher nach Europa zu bringen. Er gab den Schleppern sein ganzes Geld. Mit einem Schlauchboot wurden er und viele andere Afrikaner nach Italien, Sizilien gebracht. Ob sie sicher dort ankommen, war den Schleppern egal: das Geld hatten sie schließlich bereits bekommen.
„Ob ich nun in Libyen geblieben wäre oder auf dieses Schiff gestiegen bin macht keinen großen Unterschied. Meine Überlebenschance lag immer bei 50 Prozent.“

Von Sizilien wurde er nach Bozen gebracht, nach acht Monaten erhielt er seine Aufenthaltsgenehmigung. Insgesamt war er ein Jahr in zwei verschiedenen Unterkünften in Bozen und acht Monate in Leifers. Seit einigen Monaten wohnt er in Steinegg.
Auf die Frage, wie viel Geld er als Flüchtling von den Behörden erhalten hat, antwortete er nur mit Folgendem: „Ist das denn so wichtig? Ich habe ein Dach über dem Kopf, etwas zum Essen und wenn ich gesundheitliche Beschwerden habe, kann ich zu einem Arzt gehen. Ich habe so viel schlimme Sachen in der Zeit in Libyen gesehen. Ich könnte mich nie für die Sachen beklagen, welche ich hier bekomme. Ich habe die Möglichkeit die italienische und die deutsche Sprache zu lernen. Ich schätze das, was ich hier jetzt habe, sehr.“ (Flüchtlinge bekommen in Italien zwischen 6,00 und 8,00 Euro Taschengeld pro Tag, Mahlzeiten nicht inbegriffen)
Für Wasiu war es nicht wichtig, was für eine Arbeit er ausführt, die Hauptsache war, er hat eine. Er hat viel Freiwilligenarbeit geleistet und seine erste bezahlte Arbeit war ein dreiwöchiges Praktikum. Bei uns hat er nun die zweite bezahlte Arbeit.

Viel Geld zu verdienen und dann wieder nach Hause gehen ist keine Option für ihn. Mit seinen drei Geschwistern hat er telefonischen Kontakt, sonst hat er keine lebenden Verwandten. Was genau er in Zukunft machen will, weiß er noch nicht genau. Er will aber auf jeden Fall hierbleiben, da er so fasziniert von unserer gemischten Kultur und den netten Menschen bei uns hier in Südtirol ist.
Einen so fleißigen, pünktlichen, freundlichen und motivierten Mitarbeiter wie Wasiu zu finden, ist sehr schwer. Aus diesem Grund hoffen wir stark darauf, Ihn noch länger zu unserem Team zu zählen!
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